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Übersicht der neuen SARS-CoV-2-Virusvarianten

Besorgniserregende Virusvarianten (variants of concern, VOC) sind Varianten von SARS-CoV-2, die sich in ihren Erregereigenschaften wie beispielsweise der Übertragbarkeit, der Virulenz oder der Suszeptibilität gegenüber der Immunantwort von genesenen oder geimpften Personen relevant von den herkömmlichen Virusvarianten unterscheiden. Darüber hinaus stehen weitere Viruslinien aufgrund verschiedener besorgniserregender Mutationen unter besonderer Beobachtung (VOI – variants of interest). Die WHO stellt eine Übersicht über SARS-CoV-2-Varianten bereit. Molekularbiologische Details zu den Varianten sind unter SARS-CoV-2: Virologische Basisdaten und Virusvarianten abrufbar. Karten zur internationalen Verbreitung stellt die Seite cov-lineages.org zur Verfügung.

Die WHO listet derzeit folgende VOC:

Omikron, Sublinie BA.1: Über diese Variante wurde zuerst am 24.11.2021 vom südafrikanischen Gesundheitsministerium berichtet, sie wurde am 26.11.2021 von der WHO zur VOC erklärt. Phylogenetische Untersuchungen zeigen, dass Omikron unabhängig von der derzeit dominierenden Delta-Variante entstanden ist. Sie besitzt im Vergleich zum ursprünglichen SARS-CoV-2 aus Wuhan eine ungewöhnlich hohe Zahl von ca. 30 Aminosäureänderungen im Spike-Protein, darunter solche mit bekanntem phänotypischem Einfluss (Erhöhung der Transmission, Immunevasion, Übertragbarkeit), aber auch viele Mutationen, deren Bedeutung unklar ist. Die Variante breitet sich deutlich schneller und effektiver aus als die vorausgegangenen Virusvarianten. In vielen Ländern ist sie die dominierende Variante – so auch seit Anfang Januar 2022 in Deutschland (siehe hierzu die Informationen im RKI-Wochenbericht).

Omikron, Sublinie BA.2: Diese Omikron-Sublinie weist gegenüber BA.1 u.a. im Spike-Protein mehrere genetische Unterschiede auf. Erste Haushaltsstudien aus Dänemark und dem Vereinigten Königreich deuten darauf hin, dass BA.2 leichter übertragbar ist als BA.1., sich also noch rascher verbreiten kann – international, auch in Deutschland, wird beobachtet, dass der Anteil von BA.2 gegenüber BA.1 kontinuierlich zunimmt. Klinische und epidemiologische Eigenschaften von BA.2 werden derzeit untersucht. In Ländern mit einer hohen Immunität durch Impfungen bzw. bereits durchgemachten Infektionen wurden bislang keine Hinweise darauf gefunden, dass Erkrankungen mit BA.2 schwerer verlaufen als mit BA.1.

Omikron gilt nicht als Virusvariante im Sinne von §6 Abs. 2 Nr. 2 der Verordnung zur Regelung von Erleichterungen und Ausnahmen von Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 (COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung – SchAusnahmV).

Delta (B.1.617.2): Diese Variante wurde erstmals im Oktober 2020 in Indien nachgewiesen und dominierte 2021 das Geschehen in vielen Ländern, darunter auch in Deutschland bis zum Jahresende 2021. Delta zeichnet sich durch Mutationen aus, die die Übertragbarkeit des Virus erhöhen und mit einer reduzierten Wirksamkeit der Immunantwort in Verbindung gebracht werden. Studien deuten darauf hin, dass nach vollständiger Impfung ein sehr guter Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch Delta besteht. Bei einer unvollständigen Impfserie (eine von zwei Dosen) ist die Wirksamkeit gegen milde Verläufe jedoch verringert.

Delta gilt nicht als Virusvariante im Sinne von §6 Abs. 2 Nr. 1 der Verordnung zur Regelung von Erleichterungen und Ausnahmen von Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 (COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung – SchAusnahmV).

Alpha (B.1.1.7): Im Dezember 2020 berichteten britische Behörden von dieser SARS-CoV-2-Virusvariante, die erstmals im September 2020 in Großbritannien nachgewiesen wurde. Sie ist leichter von Mensch zu Mensch übertragbar als die zuvor zirkulierenden Varianten. Alpha dominierte das europäische Pandemiegeschehen im Frühjahr 2021, bis es von der Delta-Variante abgelöst wurde.

Beta (B.1.351): Über diese Virusvariante, die zuerst in Südafrika nachgewiesen wurde, wurde ebenfalls erstmals im Dezember 2020 berichtet. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass Menschen, die mit der ursprünglichen Variante infiziert waren oder einen auf dieser beruhenden Impfstoff erhalten haben, weniger gut vor einer Infektion mit Beta geschützt sind, da die neutralisierenden Antikörper, die das Immunsystem gebildet hat, gegen das veränderte Virus weniger wirksam sind. Auch für diese Variante wird eine höhere Übertragbarkeit diskutiert.

Gamma (P.1): Diese Variante wurde im November 2020 erstmals im brasilianischen Staat Amazonas nachgewiesen und ähnelt in ihren Veränderungen der südafrikanischen Variante. Sie weist bestimmte Mutationen wie E484K auf, die u.a. auch in Beta präsent sind. Experimentelle Daten deuten auch für diese Variante auf eine reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen bzw. Geimpften hin. Eine erhöhte Übertragbarkeit wird auch für diese Virusvariante angenommen.

(Quelle: RKI)

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